Eines Tages wurde Meister Keichin aus dem Jizo-Tempel vom Meister Gensa Shibi gefragt (1):
-Die Menschen sagen, dass die drei Arten der Welt nur Geist sind. Wie verstehest du dies?
Meister Keichin zeigte auf einem Stuhl und sagte:
-Wie bezeichnest du dies, Meister?
Meister Gensa antwortete:
-Als einen Stuhl
Meister Keichin sagte:
-Du verstehest nicht, dass die drei Welten nur Geist sind
Meister Gensa sagte:
– Ich bezeichne dies als Bambus und als Holz. Wie bezeichnest du es?
Meister Keichin antwortete:
-Auch ich bezeichne es als Bambus und als Holz
Meister Gensa sagte:
-Unmöglich können wir irgendwo einen Menschen finden, der die Buddha Lehre versteht.
Sind wir der Zeit gewahr die keine bestimmte Form hat? Sind wir des immerwährenden Jetzt bewusst, dass weil es keine bestimmte Form hat weder entsteht noch vergeht und deshalb weder vom Wissen noch vom Nichtwissen abhängt? Sind wir uns der Einzigartigkeit dieses Augenblicks wirklich im Klaren? Seiner Besonderheit? Sind wir uns dessen bewusst, wie wichtig es ist, das gelernte immer wieder zu vergessen um seine Bedeutung neu zu ergründen?. Weil im Körper der Wörter auch unerträgliche Geschichten weilen. Wie das verstecke Böse. Wie der Sittenwächter des freien Denkens. Wie seine finstere Gestalt?. Sind wir uns also dessen bewusst wie weitreichend dieses Wissen, das auch als Nichtwissen bezeichnet werden kann, reicht? Wie wertvoll es ist?
Sich dieser Fragen anschließend und der Natur der Wirklichkeit hinterfragend wollte Meister Shibi eines Tages von Meister Keichin wissen, wie er Keichin es verstehe, wenn die Menschen sagen, dass die drei Arten der Welt nur der Geist seien. Meister Keichin wies auf einen Stuhl hin und fragte: „Wie bezeichnest du dies Meister?“ Und Meister Gensa Shibi gab als Antwort „Als einen Stuhl“ womit er sich allein auf die Ebene des Materiellen, des Funktionalen begab und deshalb von Meister Keichin abgewiesen wurde. Daraufhin formulierte Gensha Shibi seine Antwort um und verlangte erneut um Klärung: „Ich bezeichne dies als Bambus und als Holz. Wie bezeichnest du es?“ Diesmal bestätigte Meister Keichin die Aussage von Meister Shibi, weil er verstand, dass diesmal die Antwort von Meister Shibi dem Wesen der formlosen Zeit entsprach mehrere Bedeutungen und Eigenschaften gleichzeitig zu haben: die Ebene der Bedeutung, die Ebene des Materiellen sowie die Ebene der Nicht Form und sagte: „Auch ich bezeichne es als Bambus und als Holz.“
Wie aber eine Wahrheit auszudrücken, dessen Offenbarung davon abhängt, dass man selbst diese Wahrheit erlangt hat? Aus diesem Grund beendet Meister Gensa den Dialog mit den Worten: Unmöglich können wir irgendwo einen Menschen finden, der die Buddha Lehre, versteht.
1: Shinji Shobogenzo – Dogen Zenji´s Sammlung von 301 Koan – Buch 2, Nr. 12.
