Der sechsundvierzigste Patriarch war der Zen-Meister Tanka Shijun – Tan-Hsia Tzu-ch’un.
– Was ist die grundlegende Botschaft, die von allen Weisen des Altertums übermittelt wurde? – fragte er seinen Meister Fuyo Dokai einmal.
– Wenn du sie so nennst, wirfst du nur Staub auf die Tradition von Ts’ao tung, antwortete der Patriarch.
Als Tanka Shijun diese Worte hörte, erlebte er ein tiefes Erwachen.
Teisho von Keizan Zenji:
Die erste Frage von Tanka Shijun war: „Was ist die grundlegende Botschaft, die von allen Weisen des Altertums übermittelt wurde?“ Denn obgleich Buddha um Buddha und Patriarch um Patriarch sich in ihrer Erscheinung wandelten, gibt es zweifellos etwas, das ohne vorn und hinten, ohne oben und unten, ohne innen und außen und ohne selbst und andere überliefert wurde. Es wird „nicht-leere Leere“ gennant und es ist der wahre Ort, an den alles zurückkehren muss. Es gibt nichts, was dies nicht vollständig besäße. Viele Schüler halten es jedoch für ursprüngliches Nicht-Sein, das man weder ausdrücken noch erfassen könne. Die Alten nannten solche Menschen „Nicht-Buddhisten“, die ins leere Nichts fallen“; sie werden selbst nach unzähligen Äonen nicht befreit. Selbst wenn ihr sorgsam und genau alle Dinge zu einem Ende bringt und sie völlig leer macht, gibt es noch immer etwas, das nicht geleert werden kann. Wenn ihr dies einmal begreift, werdet ihr sicher auch einen Ausspruch finden um es in Worte zu fassen. Darum spricht man von „der grundlegenden Botschaft die übermittelt wurde“.
Fuyo Dokai sagte: „Wenn du es eine Botschaft nennst, wirfst du nur Staub auf die Tradition von Ts’ao tung“. Denn diesen Bereich kann man wahrlich nicht mit einem Ausspruch erfassen. Falsch benutzte Worte gleichen Vogelspuren im Schnee. Darum heißt es: „Wo du dich verbirgst, gibt es keine Spuren“. Wenn Wahrnehmung und Wissen, Haut, Fleisch, Knochen und Mark allesamt verschwunden sind, welche Spuren können da noch zurückbleiben? Wenn man keinerlei Spuren hinterlässt, wird es mit Sicherheit erscheinen. Es ist nichts, von dem andere wüssten, und nichts, was öffentlich weitergegeben würde. Doch wenn dieser Bereich erfasst wird, dann überträgt er sich von Geist zu Geist. Diesen Vorgang nennt man „das Einssein von Fürst und Gefolgsmann“; es ist das Einssein von Absolutem und Relativem.
Quelle: Denkoroku, Chroniken der Übertragung des Lichts. Meister Keizan Jokin.
