KANCHI SOSAN

Der dreizigste Patriarch und dritter Meister in China war der Ehrwürdige Kanchi Sozan. Als er den neunundzwanzigsten Patriarchen Taiso Eka besuchte, sagte er: „Mein Körper ist mit Lepra infiziert. Ich bitte Euch, mich von meinen Fehltritten zu reinigen.“ Der Ehrwürdige Eka erwiderte: „Bring mir deine Sünden, und ich wasche dich davon rein.“. Da sann der andere eine Weile nach und sagte dann: „Wenn ich nach meinen Fehltritten schaue, kann ich sie nicht finden.“ Huike antwortete: „Ich habe dich bereits davon reingewaschen. Du muss dich nun Buddha, Dharma und Sangha anvertrauen.“ 

Teisho von Keizan Zenji

Als er zum ersten mal Eka traf, sagte er ihm, er habe Lepra. Geschichten von karmisch bedingter Krankheit, die plötzlich verschwindet, sind nicht ungewöhnlich. Er begriff, dass die Natur von Fehltaten unfassbar ist, und erwachte zur Erkenntnis, dass der Geist ursprünglich rein ist. So verstand er, dass Buddha, Dharma und Geist eins sind. Wenn ihr den ursprünglichen Geist wahrhaft erfasst, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen einem Sterben an einem Ort und einem Geborenwerden an einem anderen – wie können sich da also Übertaten und die Wurzeln noch die fünf Skandhas; Haut, Fleisch, Knochen und Mark sind tatsächlich befreit. So wurde die Lepra geheilt und der ursprüngliche Geist erschien. Schließlich wurde er zum dritten Patriarchen Chinas. 

Kanchi Sozan predigte ausgiebig den Dharma und sagte: „Der höchste Weg ist nicht schwer, doch du muss aufhören zu wählen. Frei von Liebe oder Hass, von Neigung und Abneigung ist alles offen und klar. “. Am Ende seines Gedichts Shin Jin Mei heißt es:

“ Ruhe und Unruhe kommen aus der Illusion,
Erleuchtung kennt weder Vorliebe noch Abneigung.
Alle dualistischen Ansichten
kommen aus falschen Schlüssen.
Sie sind Träume, Phantasien und Flecken vor deinen Augen. Warum versuchst du, sie zu fassen?
Gewinnen und verlieren, richtig und falsch,
lass sie ein für allemal ziehen. “ 

Hier gibt es kein innen oder außen oder dazwischen, was könnte also ausgewählt oder abgelehnt werden? Ihr könnt weder annehmen noch zurückweisen. Wenn es weder hass noch Liebe gibt, seid ihr leuchtend und klar. Dann mangelt es euch weder an Zeit noch an Dingen. Werdet dabei aber nicht zu einem Holzklotz oder Stein, und leugnet nicht das Gesetz des Karma; schlagt vielmehr den Himmel (die Leere) und erzeugt so ein Echo, bindet den Blitz zu einer Form und beobachtet den Ort, der keine Spuren hinterlässt, ohne euch dort zu verstecken. Wenn ihr dies tut, werdet ihr den höchsten Weg, der eigentlich weder studiert noch mit Augen noch Ohren erkannt werden kann, ohne jegliches Hindernis und ohne jede Spur eines Irrtums erkennen können.

Vers 

Die ursprüngliche Natur der Dinge

Ist leer, ohne innen und außen.

Gut und Böse hinterlassen dort keine Spuren.

Geist und Buddha sind im Grunde gleich,

Dharma und Sangh sind klar offenbart.