Daikan Eno oder Daijian Huineng auf chinesisch war der sechste Patriarch in China. Huineng arbeitete in einer Reisschälhütte in Huangmei. Einmal kamm Zen Meister Hongren vorbei und fragte: „Ist der Reiß schon weiß“: Huineng erwiderte: „Er ist weiß, wurde aber noch nicht gesiebt.“ Hongren schlug drei Mal mit seinem Stab auf den Mörser. Huineng schüttelte dreimal das Sieb und betrat den Raum des Patriarchen.
Hintergrund:
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Huineng (…) begab sich direkt zu Hongren in Huangmei. Dieser fragte ihn: „Woher kommst du?“ Huineng antwortete: „Ich komme aus Lingnan.“ Der Patriarch fragte: „Wonach suchst du?“ Huineng erwiderte: „ich möchte ein Buddha werden.“ Der Patriarch sagte: „Die Menschen aus Lingnan haben keine Buddha-Natur. Wie kannst du da erwarten ein Buddha zu werden?“ Huineng sagte: „Es gibt unter Menschen zwar solche aus dem Norden und solche aus dem Süden, kann das aber auch für die Buddha Natur gelten?“ Da erkannte der Patriarch wie ungewöhnlich Huineng war und sandte ihn in die Reisschälhütte. Huineng verneigte sich und verbrachte dann acht Monate Tag und Nacht mit Reisschälen am Mörser. Hongren erkannte, das die Zeit reif war den Dharma zu übertragen und sagte zu den Mönchen: Der Wahre Dharma ist schwer zu verstehen. Erinnert euch nicht einfach ohne Sinn und Verstand an das was ich gesagt habe. Verfasst ein Gedicht damit ich sehe wer von euch es begriffen hat. Wessen Worte die Wahrheit offenbaren, den werde ich die Robe und den Dharma übertragen.
Damals war Shenxiu der Mönchsälteste unter mehr als siebenhundert Mönchen, er besaß ein breites Wissen in buddhistischen wie nicht buddhistischen Lehren und wurde von jedermann bewundert. Man pries ihn mit Worten wie „Wenn es nicht der Ehrwürdige Xiu weiß, wer dann?“ Shenxiu hörte davon und beendete zügig sein Gedicht. Doch als er mehrmals zum Raum des Meisters ging, um es vorzuzeigen, fühlte er sich unsicher. Er versuchte es vergeblich vierzehn Mal in drei Tagen. Dann dachte er: „Es ist besser wenn ich es auf die Mauer schreibe. Wenn Hongren es sieht und für gut befindet, werde ich kommen und sagen, dass es von mir ist. Wenn er es für unbefriedigend hält, werde ich mich in die Berge zurückziehen. Was für eine Übung ist das schon, wen einem bloß die anderen huldigen?“ Um Mitternacht, als niemand ihn sehen konnte, ging er mit einer Lampe zur Mauer der Südhalle und schrieb darauf folgendes Gedicht:
„Der Körper ist der Baum der Erleuchtung,
Der Geis ist wie ein glänzender Stand-Spiegel:
Wische ihn wieder und wieder sauber,
und lass keinen Staub darauf haften.“
Der Patriarch sah die Verse als er herumspazierte. Er erkannte sie als Shenxius und pries sie: „Wenn spätere Generationen im Einklang damit praktizieren werden sie hervorragende Ergebnisse erzielen.“ Dann ließ er alle das Gedicht auswendig lernen. Huineng war gerade beim Reisstampfen und hörte, wie jemand die Verse rezitierte. Er frage: „Was sind das für Worte?“ Ein Mönch erwiderte: „Weiß du nicht, dass der Meister nach einme Erben sucht und jeder ein Gedicht über den Geist verfassen soll? Diese Verse stammen vom Mönchsältesten Shenxiu. Der Meister hat sie hoch gelobt. Er wird sicher Dharma und Robe an Shenxiu übergeben.“ Huineng fragte: „Wie laute das Gedicht?“ (Anm: Huineng war Analphabet) Der andere Mönch gab es wieder. Huineng blieb eine Weile still und sagte dann: „Es ist wirklich hervorragend, aber noch nicht vollkommen.“ Da schrie ihn der andere Mönch an: „Was weiß denn schon ein Narr wie du? Rede nicht so verrücktes Zeug! Huineng entgegnete: „Wenn du mir nicht glaubst, werde ich mein eigenes Gesicht verfgassen.“ Da lachte der andere Mönch. Doch in der gleichen Nacht ging Huineng mit einem jungen Gehilfen zur Südhalle. E selbst hielt die Lampe und hieß den Gehilfen ein Gedicht neben das von Shenxiu schreiben:
„Die Erleuchtung ist ursprünglich kein Baum
Der glänzende Spiegel hat keinen Ständer.
Von Anbeginn existiert nicht ein einziges Ding-
Wo also könnte sich Staub absetzen?“
Jeder im Tempel, der diese Verse sah, pries sie mit Worten wie: „Dieses Gedicht stammt von einem lebenden Bodhisattva.“ Der Patriarch erkannte, dass sie von Huineng kamen und sagte: „Wer auch immer diese Verse schrieb hat noch nicht sein ursprüngliches Gesicht erkannt.“ Dann wischte er sie weg. In der Folge vergaßen sie auch die anderen Mönche. Doch in der Nacht begab sich der Patriarch heimlich zur Reisschalhütte und fragte: „Ist der Reis weiß? Huineng antwortete: „Er ist weiß wurde aber noch nicht gesiebt.“ Dann schlug Meister Honreng drei mal mit seinem Stab den Mörser und Huinen schüttelte drei mal das Sieb und betrat den Raum des Patriarchen.
Dharmavortrag von Keizan Zenji
Als die Übertragung stattfand – wie wenn Wasser von einem Gefäß ins andere gegossen wird, ohne daß ein Tropfen vergossen wird -, fragte Hongren: „Ist der Reis schon weiß?“ Diese Reiskörner sind gewiss die wunderbaren Keime aus denen der König des Dharma entsteht, die Lebenswurzeln von gewöhnlichen Menschen sowie Heiligen. Einmal in wilde Felder gepflanzt wachsen sie sogar ohne Jäten. Geschält und poliert nehmen sie keine Unreinheit an. Doch sind sie dabei noch immer ungesiebt. Werden sie gesiebt durchdringen sie innen und außen und bewegen sich hoch und nieder. Als der Mörser drei Mal geschlagen wurde, fanden die Körner spontan ihren rechten Platz und die Kraft der ursprünglichen Natur wurde offenbar. Als der Reis drei Mal gesiebt wurde übertrug sich der Geist des Patriarchen. Seit damals hat die Nacht in den der Mörser geschlagen wurde noch kein Tageslicht gesehen und der Tag der Übertragung noch keine Abenddämmerung.
Es scheint der Meister sei als Holzfäller aus Lingnan und als Arbeiter Lu in der Reisschälhütte bekannt gewesen. Er wanderte durch die Berge und verdiente seinen Lebensunterhalt mit einer Axt. Obwohl er nicht die alten buddhistischen Lehren studiert und seinen Geist nicht erleuchtet hatte, endete er doch in der Reisschälhütte mit Mörser und Stößel nachdem er nur ein Satz aus den Schriften jenen Geist in ihm erweckt hatt, der an nichts haftet. Zwar übte er nie Zazen, stellte keine Dharma-Fragen und erlebte keie Erleuchtung im üblichen Sinne, doch erleuchtete er durch seine sorgfältige Arbeit in acht Monaten den Geist als klaren Spiegel, der keinen Ständer hat. Mitten in der Nacht fand die Übermittlung statt und das Lebensblut der auf einander folgenden Patriarchen wurde übertragen. Obschon dies nicht unbedingt das Ergebnis vieler Jahre von Bemühungen war hat Huineng doch eindeutig für einen kurzen Zeitraum die größtmögliche Anstrengung aufgebracht. Die Errungenschaften des Weges von allen Buddhas können aber nicht wirklich in langen oder kurzen Zeiträumen bemessen werden. Und wie könnte man die Übermittlung des Weges durch Patriarchen mittels solcher Unterscheidungen wie Vergangenheit und Gegenwart erfassen?
Vers
Den Mörser schlagen
Der Ton ist laut, das Echo jenseits von Zeit und Raum.
Die Wolken sieben-
Der Silbermond erscheint, klar in tiefer Nacht.
