
Umringt von der Nacht,
Offenbart seine Rundheit,
Der Mond am Himmel.
Was wäre aus der Stille ohne das Wort? Was wäre, wenn es die Zeichen nicht gäbe, die Sprache, die Schriften, die Symbole? Das wäre wie eine klare Nacht ohne den Mond. Wie eine Nacht in einem ewigen Winter, wo die Dunkelheit nicht nur dunkel ist, sondern auch unnachgiebig, kalt und trostlos, wie der Deckel eines Grabes. Wenn es also das Wort nicht gäbe, wäre die Stille wie ein verlassenes Kind, dass ohne Orientierung schutzlos dem Treiben der Zeit ausgeliefert wäre: ist es aus Angst? Ist es aus Unwissenheit? Ist es aus Zustimmung? Ist es aus Wohlwollen oder warum ist es jetzt still hier? Ewig ließe sich auf diese Fragen eine Antwort erwarten, gäbe es nicht die Sprache. Gäbe es das Wort nicht ergäbe alles keinen Sinn und niemand würde sich je mehr hinterfragen.
Gäbe es das Wort nicht, gäbe es also auch die Stille nicht, denn wir kämen nie zur Ruhe. Ohne das Wort wäre nämlich alles auf ewig verschwommen, verloren gegangen in einem Ozean aus Empfindungen und Gefühlen, verirrt in den Impulsen wären wir nur noch ein Spielball der Triebe und des Lebens. Alles wäre dann wie eine sich selbst stets wiederholende Lüge, die weil sie optimal auf unsere Bedürfnisse eingestellt wäre, wir uns ihr nicht entziehen könnten und wir sie dann irgendwann glauben müssten, weil es dazu keine Alternative gäbe.
Manche sagen die Stille wäre wie ein Schatten, weil sie, die wahre Stille, ausschließlich zwischen den Wörtern weile. Sie verstehen aber nicht, dass wenn sie das behaupten, das Endlose maßlos zu begrenzen versuchen. Das ist wie der Versuch den Mond mit einem Netz zu fangen. Sie geben damit zu verstehen, dass sie weder wissen was die Wörter sind, noch dass sie die Stille kennen, die wahre Stille, die Stille in den Wörtern. Sie verstehen nicht, dass die Wörter die Wörter sind, weil sie sowohl die Wörter als auch die Stille umfassen. Und sie verstehen nicht, dass die Stille, die Stille ist, weil sie die Trägerin ist all unserer ewigen Geheimnisse. Eine Trägerin von Geheimnissen also wie der Mond, der innerhalb seiner Kontouren die Strahlen der Sonne einfängt um sie auch nachts ins Dunkel zu reflektieren.
In der wahren Stille gibt es kein früher oder später, kein nah oder fern, kein besser oder schlechter, kein gut oder böse, denn alles ist ein für alle zugängliches und offenes Geheimnis, dass alle kennen wie das Geräusch eines pochenden Herzens. Wie tief und doch unverborgen manche Geheimnisse sitzen können. Was wäre aus der Stille ohne das Wort also. Was wäre, wenn es die Zeichen nicht gäbe, die Sprache, die Schriften, die Bedeutung und die Symbole? Dann könnten wir aus dem Denkkarussell nicht erwachen, der die Stille ewig als den Gegensatz der Sprache betrachtet. Dann könnten wir nicht erkennen, dass wir uns nur der Stille gewahr werden können, weil es die Sprache, die Bedeutung und die Wörter es zulassen. Der Mond beleuchtet die Nacht wie die Wörter die Stille. Er strahlt ohne dass sein Licht sein eigenes wäre und ermahnt damit sich immer gut vor Augen zu halten: Was wäre aus dem Licht, wenn es die Dunkelheit nicht gäbe?
